Juden in Bleckede

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Die Monatsnamen sind diejenigen des jüdischen Mondkalenders mit 12, ca. allen drei Jahren 13 Monaten. Die Jahreszahl selbst beruht auf einer mittelalterlichen Tradition. Aufgrund einer damals abgefaßten Chronik ist die Erschaffung der Welt zum Jahre 1761 vor der christlichen Zeitrechnung anzunehmen und von da aus zu zählen: da das 5. Jahrtausend als selbstverständlich vorausgesetzt wird, wird es in der Beschriftung fortgelassen und dafür gesagt ,,nach der kleinen Zählung", also z. B. ,,618" statt 5.618 für 1858. Das neue Jahr selbst beginnt nach dem jüdischen Kalender im Herbst, woraus eventuell entstehende Ungenauigkeiten bei der Umsetzung erklärt(en) werden können. Sofern in den folgenden Inschriften das bürgerliche Datum fehlt, ist das jüdische Datum umgesetzt worden.

 

Allgemeines

Grundsätzlich sind auf dem Grabstein vom religiösen Standpunkt aus gesehen der Name,
Name des Vaters (bzw. Gatten) sowie das Sterbedatum wichtig, da die Nachkommen den jährlichen Todestag in der Synagoge mit dem ,,Kaddisch", dem traditionellen Totengebet - in dem übrigens kein einziges Mal von Tod gesprochen wird -, ehren. Fast durchweg schließen die hebräischen Inschriften mit einer gleichlautenden Eulogie ab, die nur aus den Anfangsbuchstaben der einzelnen Worte besteht (wie auch alles andere, ständig Wiederkehrende abgekürzt erscheint), die in der Ubersetzung immer etwas konfus klingt: ,,Seine / Ihre Seele werde eingebündelt im / in das Bündel der Lebenden / Lebendigen" bezieht sich auf 1. Sam. 25,29 und bekommt auf der deutschen Schriftseite als Entsprechung nur ein karges ,,Ruhe sanft" oder ,,Sanft ruhe seine/ ihre Asche" (Ausnahme: Dannenberg Nr. 43). Anzumerken ist noch, daß auf den hebräischen Inschriftseiten sehr oft Buchstabenfehler zu erkennen sind; dies ist einmal dadurch zu erklären, daß ganz offensichtlich vielfach christliche Steinmetzen aus der Umgebung diese Steine nach einer Vorlage gehauen haben wie auch aus dem Umstand, daß einige Buchstaben sich für einen Laien derart gleichen, daß der Unterschied nicht deutlich genug beim Einmeißeln erkennbar gemacht wurde.


Zur künstlerischen Ausgestaltung der Grabsteine

Der weitaus überwiegende Anteil der hier besprochenen Grabsteine wurde aus Sandstein, dem weicheren, aber schöner gemaserten aus dem Elbsandsteingebirge sowie dem härteren aus dem Deister, gehauen. Einige wenige spätere Steine sind aus Muschelkalk (so Uelzen Nr. 28) oder Tuffstein (Uelzen Nr. 27). In Uelzen findet sich auch das Gros derjenigen Steine aus Diabas, die allgemein ,,schwedischer Granit" genannt werden; so vor allem sämtliche Steine der Familie Plaut.
In der Form gibt es nur wenige Ausnahmen auf den hier besprochenen Friedhöfen. Von ,,Grundform" sprechen wir bei einem schmalen Hochrechteck mit leichter oberer Rundung (s. Hitzacker), da dies die älteste Form ist. Am häufigsten tritt die Grundform mit eingezogener Rundung, also ohne Verlängerung der seitlichen Leisten, ins Auge. An Sonderformen - sieht man von einigen geringfügigen Abweichungen der Grundformen ab - finden sich nur wenige Steine. Hauptsächlich in Uelzen finden wir Obeliske mit pyramidalem Abschluß. Diese Form, die sich übrigens auch auf christlichen Friedhöfen wiederfindet, entsteht zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge des allgemeinen Klassizismus; in diese Stilrichtung ist auch der sonst völlig aus dem Rahmen fallende Stein Dan
nenberg Nr. 41 einzuordnen.

 

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